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Pressemitteilung

Hannover, 29.08.2013

Naher Osten: BGR bewertet aktuelle Erdöl- und Erdgassituation in Syrien

Die Erdöl- und Erdgasreserven Syriens nehmen im weltweiten Vergleich keine besondere Stellung ein. Jedoch war Deutschland bis zum Jahr 2010 größter Abnehmer von syrischem Erdöl. Im Folgenden bewertet die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) als geowissenschaftliches Kompetenzzentrum der Bundesregierung die aktuelle Erdöl- und Erdgassituation Syriens.

Syrien ist ein relativ „altes“ Erdölland. Bereits in den 1930er Jahren wurde mit der Suche nach Erdöl begonnen, jedoch kam es erst in den späten 1960er Jahren zu einer nennenswerten Förderung. Derzeit verfügt Syrien über Erdölreserven von etwa 340 Mio. t sowie Erdgasreserven von 285 Mrd. m³. Damit zählt Syrien zu den „erdölärmsten“ Ländern im Nahen Osten. Die ältesten Erdölfelder liegen im äußersten Nordosten an der Grenze zum Irak und ziehen sich in einer Zone Richtung Südwesten bis in die Region um Homs. Den Höhepunkt seiner Ölförderung hat Syrien mit etwa 30 Mio. Jahrestonnen 1995 überschritten, danach sanken die Mengen. In den Jahren zwischen 2007 und 2010 hielt sich die Förderung bei knapp unter 20 Mio. t pro Jahr recht stabil bis zu Beginn der Unruhen 2011 (16,7 Mio. t) und 2012 (9 Mio. t). Mit Ausweitung der Sanktionen seitens der USA, der europäischen Union und anderer Staaten zogen sich sowohl die internationalen als auch die nationalen Ölfirmen aus den Förderregionen zurück, was zu einem Rückgang der Rohölproduktion führte. Auch auf Grund sanktionsbedingter Einschränkungen der Exporte und geringerer Raffineriedurchsatzmengen musste die Förderung reduziert werden.  Bisher blieben die Förderanlagen selbst weitestgehend unversehrt im Hinblick auf Zerstörung und Sabotage. Pipelines und Infrastruktur wurden in einzelnen Regionen geschädigt.

Syrien verfügt über zwei staatliche Raffinerien in Homs und in Banyas mit einer Verarbeitungskapazität von insgesamt knapp 12 Mio. t pro Jahr. Beide Raffinerien konnten den Inlandsbedarf an Benzin und Diesel zu etwa ¾ decken. Beschädigungen von Pipelines und der Infrastruktur speziell im Umfeld der Raffinerie von Homs hat die Produktionsmenge drastisch reduziert. Die Planung für den Bau zwei weiterer Raffinerien – in Abu Khashab im Osten Syriens und in Furqlus nahe Homs – wurde vorerst gestoppt.

Von 2008 bis 2011 exportierte Syrien zwischen 12,5 Mio. t und 5,7 Mio. t pro Jahr Rohöl mit abnehmender Tendenz. Exporte durch Rohöl deckten 2010 rund 35 % der Exporteinnahmen. Bis 2010 war Deutschland mit 2,7 Mio. t noch größter Abnehmer syrischen Erdöls; doch wurden die Mengen 2011 stark reduziert und 2012 auf null heruntergefahren. Noch 2011 wurden 99 % der Exporte nach Europa geliefert. Im letzten Jahr verließen nur vier Schiffsladungen mit Rohöl die syrischen Verladeterminals, keines mit europäischem Zielhafen. Der größte Teil des syrischen Erdöls ist Schweröl und hat einen hohen Schwefelgehalt, daher ist es nur in speziell dazu ausgelegten Raffinerien zu verarbeiten, was seine Zielländer limitiert. Beispielsweise hat Russland ein Abkommen mit Syrien zur Lieferung von rund 1,6 Mio. Jahrestonnen Rohöl gegen Benzin und Diesel abgeschlossen. Andere Länder wie Iran, Irak, Malaysia und Venezuela liefern Syrien Erdölprodukte gegen Bezahlung. Diese Mengen verringern zwar die Deckungslücke an Treibstoffen, schließen sie aber nicht ganz.

Syriens Pipelinenetz zwischen den Erdöl- und Erdgasfeldern zu den Raffinerien und Verladehäfen ist gut ausgebaut, nur einige Abschnitte haben bisher durch Sabotage gelitten, vor allem in der Gegend von Homs. Von den zwei Erdöl-Pipelines, die vom Irak kommen, ist nur die zwischen Ain Zalah (Irak) und Suweidiya (Syrien) funktionstüchtig.

Das in Syrien geförderte Erdgas wird zum größten Teil zur Elektrizitätserzeugung in Kraftwerken eingesetzt, daneben wird es in Haushalten und in der Industrie genutzt. Seit Ausbruch der Unruhen 2011 gibt es im Erdgassektor – wie im Erdölbereich – keine Explorationsanstrengungen und die Firmen haben sich zurückgezogen. Seit 2008 bezieht Syrien über die  Arab Gaspipeline (AGP) nur geringe Mengen an Erdgas aus Ägypten. Pläne, die Pipeline an das türkische und damit europäische Gaspipelinenetz anzuschließen, ruhen zur Zeit. 

Für die Erdöl- und Erdgasversorgung spielt Syrien im Weltmaßstab nur eine untergeordnete Rolle, seine Erdölförderung betrug zuletzt etwa 0,4 % bezogen auf die Gesamtweltförderung. Allerdings hat der Konflikt Auswirkungen auf die Stabilität der gesamten Region im Nahen Osten. Ob und falls ja wann der Betrieb nach einem möglichen Ende des Bürgerkriegs wieder aufgenommen werden kann ist derzeit nicht seriös abzuschätzen. Nach Erfahrungen aus Libyen und anderen Krisenregionen ist ein Wiederanfahren stillgelegter aber weitgehend intakter Anlagen innerhalb von Wochen bis Monaten theoretisch machbar.

Weitere Informationen:

http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Energie/Produkte/produkte_node.html

Ansprechpartner:
Hans G. Babies, Tel.: 0511 643 2368, E-Mail: HansGeorg.Babies@bgr.de


 

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